Die Entstehung des Staates Israel
Schon seit Jahrhunderten leben Juden überall auf der Welt. In mehr als 100 Ländern gibt es eine jüdische Minderheit. In zwei Ländern ist die Zahl der Juden und Jüdinnen groß: Israel und USA (in beiden Staaten rund 6 Millionen). Aber bei einer Bevölkerung von mehr als 300 Millionen Einwohnern sind die 6 Millionen Juden in den USA faktisch eine kleine Minderheit. In Israel hingegen sind es fast 80 % der Bevölkerung.
Der Staat Israel wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, im Jahr 1948. Im Nahen Osten, an einem Ort, an dem schon seit Jahrtausenden Juden neben einer arabischen Bevölkerung leben. Aufgrund der Geschichte und ihrer Religion empfinden viele Juden schon seit Generationen eine starke Verbindung zu diesem Gebiet. Viele europäische Jüdinnen und Juden, die den Holocaust überlebt hatten, gingen nach dem Krieg nach Israel. Auch aus den arabischen (muslimischen) Ländern sind viele Menschen jüdischen Glaubens nach Israel geflüchtet oder emigriert.
Die Vereinten Nationen unterstützten die Teilung des von den Briten kontrollierten Gebiets, das damals noch Palästina hieß, in einen jüdischen und einen arabischen Teil. Auf diese Weise unterstützten sie die Gründung eines neuen Staates Israel und eines palästinensischen Staates. Doch in der arabischen Bevölkerung in dem Teil, der Israel werden sollte, gab es großen Widerstand.
Sofort nach der Ausrufung des Staates Israel im 1948, erklärten fünf arabische Nachbarländer Israel den Krieg. Israel gewann diesen Krieg. Viele arabische Bewohner*innen dieses Gebietes flohen aus dem Land, viele wurden aus ihren Wohngebieten vertrieben. Die Palästinenser bezeichnen das als die Nakba (arabisch für Unglück/Katastrophe).
Die gut siebzigjährige Geschichte des Staates Israel ist auch durch den Konflikt mit den arabischen Nachbarn und den Palästinensern geprägt. Diese sehen Israel als Besatzungsmacht. Es gibt viel Kritik an der israelischen Besetzung der Gebiete, die nach dem Teilungsplan der Vereinten Nationen den Palästinensern zugesprochen worden waren, und an der Errichtung von Siedlungen in diesen Gebieten.
Der Unterschied zwischen Zionisten, Juden und Israelis
Zurück zur Frage. Ein Zionist ist also jemand, der einen unabhängigen jüdischen Staat anstrebt, in dem Jüdinnen und Juden in Sicherheit leben können. Für viele gläubige Juden und Jüdinnen ist Israel „das gelobte Land“. Aber auch viele nicht religiöse Juden finden es wichtig, dass es ein Land gibt, in dem Juden in Sicherheit und Freiheit leben können.
Heutzutage wird das Wort Zionist auch oft als Schimpfwort benutzt. Als etwas Negatives. Viele Palästinenser*innen und Sympathisant*innen der palästinensischen Sache machen zwischen den Begriffen „Jude“, „Israeli“ (Bürger Israels) und „Zionist“ keinen Unterschied. Das ist nicht gerechtfertigt. Die meisten Menschen jüdischen Glaubens leben nicht in Israel. Nicht alle Bürger Israels sind jüdischen Glaubens, im Land leben auch viele Nichtjuden. Und nicht alle jüdischen Israelis sind „Siedler“, die darauf aus sind, immer mehr palästinensisches Land zu erobern.
Die große Mehrheit der Jüdinnen und Juden ist der Ansicht, dass der Staat Israel bestehen bleiben muss. Aber viele von ihnen, sowohl in und außerhalb von Israel, befürworten zugleich einen palästinensischen Staat neben Israel als mögliche Lösung des Konflikts.
Um eine lange Argumentation zusammenzufassen: Viele Jüdinnen und Juden erkennen sich im Zionismus wieder, doch es gibt unterschiedliche Ansichten und Haltungen. Gründe genug, um die Begriffe „Jude“, „Israeli“ und „Zionist“ nicht einfach gleichzusetzen.