Menschen in Schubladen zu stecken, ist erst einmal praktisch, weil es hilft, sich einen Überblick zu verschaffen und Situationen einzuschätzen. Wir lernen schon früh, Zusammenhänge zwischen bestimmten Gruppen von Menschen und ihrem Verhalten herzustellen. Ein Beispiel: Frauen sind fürsorglich, alte Menschen ungeschickt beim Umgang mit Smartphones und Computern. Schubladen können manchmal praktisch sein, zum Beispiel, um einer Gefahr aus dem Weg zu gehen: Manchmal macht man lieber einen kleinen Umweg, um die Begegnung mit bestimmten Menschen zu vermeiden.
Das alles passiert im Kopf, von allein, sozusagen „auf Autopilot“. Aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sich solche Zuordnungen von „Schubladen“ und „Verhalten“ verfestigen. Man hat von vornherein ein Urteil. Man glaubt, es genau zu wissen. So entstehen vorschnelle Urteile, also Vorurteile.
Bei Vorurteilen geht man davon aus, dass sich sämtliche Mitglieder einer bestimmten Gruppe auf eine bestimmte Weise verhalten werden. Vielleicht hast du bewusst oder unbewusst gelernt, dass Frauen nicht gut Auto fahren können? Dann ist es ein Vorurteil, wenn du glaubst, dass jede Frau - auch eine, die du gar nicht kennst - nicht einparken kann.