Ein Blick in Annes Zimmer
Annes Bildersammlung
Schon vor der Zeit im Hinterhaus sammelt Anne Filmstarfotos und Postkarten. Diese Sammlung kommt vom Merwedeplein mit ins Hinterhaus. Im Tagebuch schreibt Anne darüber:
Konserviert für die Zukunft
Die Wände im Hinterhaus erzählen etwas über die Versteckten. Anne gestaltet ihr Zimmer mit Bildern freundlicher. Otto hält mit Markierungen an der Wand fest, wie Anne und Margot wachsen, und auf einer Landkarte markiert er das Vorrücken der Alliierten. Diese Wände wurden für die Zukunft konserviert.
Schon vor der Zeit im Hinterhaus sammelt Anne Filmstarfotos und Postkarten. Diese Sammlung kommt vom Merwedeplein mit ins Hinterhaus. Im Tagebuch schreibt Anne darüber:
‘Unser Zimmer war mit den leeren Wänden bis jetzt sehr kahl; dank Vater, der meine ganze Postkarten- und Filmstarsammlung schon vorher mitgenommen hatte, habe ich mit einem Quast die ganze Wand mit Kleister bestrichen und aus dem Zimmer ein einziges Bild gemacht. So sieht es viel fröhlicher aus.’
Anne beschäftigt sich oft mit ihrer Sammlung. Sie erweitert sie um neue Bilder aus Zeitschriften, die sie von den Helfer*innern bekommt. Sie entfernt Bilder von der Wand oder klebt andere darüber. Ein paar Filmstarfotos schenkt sie Peter, der sie in seinem Zimmer an die Wand heftet.
Im Wohn-/Schlafzimmer der Familie Frank zeugen Bleistiftstriche auf der Tapete von Annes und Margots Wachstum. Von ihnen lässt sich ablesen, dass Anne in den zwei Jahren einen Wachstumsschub um 13 Zentimeter hatte. Margot wächst nur 1 Zentimeter.
Neben den Bleistiftstrichen hängt eine Landkarte von der Küste der Normandie. Am 8. Juni 1944 landen die Alliierten in der Normandie in Frankreich. Otto Frank schneidet zwei Tage später die Landkarte aus der Zeitung De Telegraaf aus und heftet sie an die Wand. Mit Stecknadeln markiert er die Fortschritte der Alliierten.
Mitte der fünfziger Jahre sieht es so aus, als könnte das Hinterhaus nicht vor dem Abriss gerettet werden. Deshalb entschließt sich Otto, auf jeden Fall die Wachstumsstriche, die Karte der Normandie und Annes Bilder zu retten. Er schneidet sie samt Tapete aus und bewahrt sie an einem sicheren Ort auf.
Schließlich bleibt das Haus doch erhalten. 1957 wird das Anne Frank Haus gegründet, um das baufällige Gebäude zu sanieren und für das Publikum zu öffnen. Die ausgeschnittenen Tapetenstücke mit den Bildern, den Bleistiftstrichen und der Karte der Normandie kommen wieder an ihren alten Platz.
In den Anfangsjahren nahmen Souvenirjäger Stücke der Tapete und auch Bilder mit. Herabgefallene Bilder wurden von Mitarbeiter*innen des Anne Frank Hauses mit Klebeband wieder an der Wand befestigt. Durch einen Wasserschaden wurden die Wände zusätzlich beschädigt. Auf Fotos aus dem Jahr 1954 von Maria Austria und auf Aufnahmen aus den achtziger Jahren sind manche der verschwundenen Bilder noch zu sehen. Darunter auch drei Bilder in Peters Zimmer. Später wurden Glasplatten vor den Bildern angebracht, um weitere Verluste und Schäden durch Berührungen zu vermeiden.
Anfang 2000 wurden alle Bilderwände restauriert und konserviert. Wir haben uns dazu entschieden, die Bilder nicht nur in der Anordnung zu zeigen, wie Anne sie damals an der Wand befestigte, sondern auch so, wie sie sich im Laufe der Zeit verändert haben. Also samt Rissen, fehlenden Stückchen, Ausbleichungen und Wasserflecken, die in den Nachkriegsjahren entstanden sind. Fehlende Elemente wurden nicht ersetzt.
Die Restauratoren entfernten zuerst den oberflächlichen Schmutz. Dann lösten sie die Bilder sorgfältig ab und reparierten die Risse. Lose Fragmente wurden behandelt und aufbewahrt. Die Bilder erhielten eine dünne Verstärkungsschicht aus Japanpapier. Das wurde dann auf der Originaltapete befestigt.
Nach dem Krieg waren manche Bilder, die sich gelöst hatten, mit schädlichem synthetischem Klebstoff oder mit Klebeband an der Wand befestigt worden. Um eine weitere Schädigung des Papiers zu verhindern, wurden die Reste dieser Klebemittel entfernt.
Die originalen Tapetenfragmente wurden ebenfalls mit Japanpapier verstärkt und auf Wabenpaneele aus Aluminium aufgebracht. Wabenpaneele sind stabil und leicht und deshalb ein guter Träger für die Befestigung der Tapete. Da die Tapetenstücke nur an den Rändern der Paneele befestigt sind, lassen sie sich leicht wieder ablösen. Das ist wichtig für künftige Restaurierungsarbeiten. Für alle Tapetenfragmente wurde eine maßgerechte Glasvitrine angefertigt. Sie sind nun gut gegen Staub und andere äußere Einflüsse geschützt. Das gesamte Museum hat eine Klimaanlage, sodass die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit möglichst optimal sind.
Bei den Restaurierungsarbeiten gab es interessante Entdeckungen. So glückte es, die Postkarte mit den Tee trinkenden Schimpansen von der Tapete zu lösen und die Rückseite zu lesen: Anne bekommt diese Karte 1937 von ihrer Mutter aus England.
Außerdem konnten manche Bilder, die übereinander geklebt waren, voneinander getrennt werden. So wurden die Bilder hinter den Bildern sichtbar.
Dank der Konservierungsarbeiten bleiben die authentischen Spuren der Untergetauchten im Hinterhaus für künftige Generationen erhalten. Das Zimmer im Hinterhaus, in dem Anne Frank ihr Tagebuch schrieb, ist für viele Besucher*innen ein Höhepunkt.