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Miep Gies gestorben

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11. Januar 2010 — „Miep schleppt sich ab wie ein Packesel. Fast jeden Tag treibt sie irgendwo Gemüse auf und bringt es in großen Einkaufstaschen auf dem Fahrrad mit. Sie ist es auch, die jeden Samstag fünf Bücher aus der Bibliothek bringt.“ Anne Frank 11. Juli 1943.

Miep Gies, die letzte übrig gebliebene und bekannteste Helferin der Untergetauchten im Hinterhaus an der Prinsengracht 263 in Amsterdam, ist am 11. Januar im Alter von 100 Jahren in ihrem Wohnort Hoorn gestorben. Für Miep Gies war es bis zuletzt ein Herzensbedürfnis, an Anne Frank und deren Bedeutung zu erinnern. Sie empfing noch jeden Tag Briefe aus der ganzen Welt, in denen sie nach ihrer Beziehung zu Anne Frank und nach ihrer Rolle als Helferin gefragt wird. „Ich bin keine Heldin. Ich habe einfach geholfen, ohne erst darüber nachzudenken.“ Miep Gies hinterlässt einen Sohn, eine Schwiegertochter und drei Enkelkinder.

Hermine (Miep) Gies-Santrouschitz wurde am 15. Februar 1909 in Wien geboren und kam als elfjähriges Kind in die Niederlande. Von 1933 an arbeitete sie als Sekretärin Otto Franks bei Opekta, seiner Handelsfirma, die Geliermittel zur Marmeladenherstellung vertrieb. Als Otto Frank sie im Frühjahr 1942 fragte, ob sie ihm und seiner Familie während der Zeit im Versteck helfen würde, zögerte Miep keinen Augenblick. Gut zwei Jahre lang versorgte sie zusammen mit den anderen Helfern die Untergetauchten (Otto Frank mit seiner Frau Edith und den Töchtern Margot und Anne und später auch die Familie van Pels sowie Fritz Pfeffer) täglich mit Lebensmitteln. Mieps Ehemann Jan Gies sorgte für Lebensmittelmarken und kam wie Miep regelmäßig ins Hinterhaus. Mit dieser Hilfeleistung setzte das Ehepaar das eigene Leben aufs Spiel.

Direkt nach der Verhaftung der Untergetauchten am 4. August 1944 brachte Miep Gies Anne Franks Tagebuchaufzeichnungen in Sicherheit. Als Otto Frank nach dem Krieg als einziger seiner Familie aus Auschwitz zurückkehrte, übergab sie ihm Annes Papiere. Das Tagebuch der Anne Frank wurde bis heute in 65 Sprachen übersetzt und gehört zu den meistgelesenen Büchern der Welt.

Mit der Bekanntheit von Anne Franks Tagebuch erfuhr auch Miep Gies’ mutiges Verhalten weltweite Beachtung. Sie erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter die Yad-Vashem-Medaille und das Bundesverdienstkreuz. 1995 wurde Miep Gies von der niederländischen Regierung zum „Ritter im Orden von Oranje-Nassau” ernannt und 2009 mit dem „Goldenen Rathausmann“ ihrer Geburtsstadt Wien ausgezeichnet.